Stadien der HIV-Infektion

Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) hat bereits 1993 eine Stadieneinteilung entwickelt, die auch heute noch verwendet wird. Grundlage für diese Stadieneinteilung sind die Anzahl der CD4-Zellen im Blut sowie die individuellen Beschwerden des Patienten. Schreitet die HIV-Infektion fort, wird der Patient neu klassifiziert. Unberücksichtigt bleibt bei dieser Stadieneinteilung, dass unter der Therapie eine Besserung sowohl der CD4-Zellzahl als auch der Beschwerden möglich ist. Eine Rückklassifizierung ist nicht vorgesehen.

Die akute HIV-Infektion

akute HIV - Infektion

Nach einer Ansteckung mit HIV treten nach etwa zwei Wochen akute, grippeähnliche Beschwerden auf. Diese sind von Patient zu Patient unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei einem Teil der Patienten verläuft diese Phase der Erkrankung auch vollkommen unbemerkt. 
Typischerweise tritt Fieber auf, der Patient fühlt sich abgeschlagen und hat keinen Appetit. Mitunter nimmt er Gewicht ab. Es können Muskel- und Gelenkschmerzen auftreten, bei der Hälfte der Patienten kommt es zwei bis drei Tage nach Fieberbeginn zu einem Hautausschlag am Rumpf und im Gesicht, seltener sind Geschwüre im Mund und eine Entzündung des Rachens. Die Beschwerden dauern etwa sieben bis zehn Tage an. Sie werden häufig als Symptome einer Erkältung, einer Grippe oder eines Pfeiffer´schen Drüsenfiebers fehlgedeutet. 

Da in dieser frühen Phase der Infektion im HIV-Test keine Antikörper nachweisbar sind, ist es auch für den Arzt schwierig, eine HIV-Infektion zu diagnostizieren. Wichtig ist in diesem Fall, selbst auf eine mögliche Ansteckung/Risikosituation hinzuweisen. Nach einem Risikokontakt läßt sich eine Infektion mit einem modernen HIV-Test, der neben Antikörpern auch ein spezifisches Antigen nachweist nach ca. 6 Wochen ausschließen. 
Bei einem dringendem Verdacht auf eine akute HIV-Infektion gibt es außerdem die Möglichkeit mittels HIV-PCR (Polymerase-Kettenreaktion) die Viren direkt im Blut nachzuweisen.

Symptomfreie Phase

Nachdem die akute Infektion überstanden ist, fühlen sich die meisten Infizierten gesund und haben keine weiteren Beschwerden. Diese Phase kann viele Jahre anhalten. Allerdings heißt Symptomfreiheit nicht, dass das HI-Virus nicht mehr vorhanden ist und keinen Schaden anrichtet. Im Gegenteil, es vermehrt sich weiter und zerstört die CD4-Zellen. Allerdings hält das Immunsystem HIV unter Kontrolle, so dass sich ein Gleichgewicht zwischen Virusvermehrung und Virusabwehr einstellt. Wie lange diese symptomfreie Phase anhält, ist unter anderem auch abhängig vom Gesundheitszustand des Infizierten.

Symptomatische Phase

Die HIV-Erkrankung schreitet weiter fort. Erste Beschwerden sind meist wenig typisch und lassen nicht unbedingt an eine HIV-Infektion denken. Dazu zählen 

  • Mäßiges Fieber > 38,5 °C ohne erkennbare Ursache
  • Chronischer Durchfall, der länger als einen Monat andauert
  • Gürtelrose (Herpes zoster)
  • Pilzinfektionen der Mundhöhle (Soor)
  • Lymphknotenschwellungen
  • Verringerung der Blutplättchen (Thrombozyten)

Wenn diese Symptome auftreten ist ein Therapiebeginn erforderlich.

AIDS

AIDS-definierende Erkrankungen

Wird eine HIV-Infektion nicht mit antiretroviral wirksamen Medikamenten behandelt, entwickeln sich meist nach etwa acht bis zehn Jahren sogenannte AIDS-definierende Erkrankungen. Es liegt nun das AIDS-Vollbild vor (Acquired Immunodeficiency Syndrome). Das Immunsystem ist so stark geschwächt, dass an sich harmlose Krankheitserreger nicht mehr abgewehrt werden können. Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie einer HIV-Infektion tritt das AIDS-Vollbild heutzutage nahezu nicht mehr auf. Allerdings erfährt etwa jeder dritte HIV-Infizierte erst mit dem Auftreten des AIDS-Vollbildes überhaupt von seiner Erkrankung. 

Zu den AIDS-definierenden Erkrankungen zählen: 

  • Opportunistische Infektionen: Darunter versteht man Infektionen, die für Menschen mit einem gesunden Immunsystem in der Regel harmlos sind. Sie treten nur unter den speziellen Bedingungen einer Immunschwäche auf. Häufige opportunistische Infektionen sind Lungenentzündungen durch Pneumocystis carinii, Pilzerkrankungen von Speiseröhre und Atemwegen (Candidose), Toxoplasmose des Gehirns
  • Tumorerkrankungen
    • Das Kaposi-Sarkom ist ein Hautkrebs, der meist bei älteren Männern auftritt und sich durch violette oder braun-bläuliche Flecken bevorzugt an den Beinen bemerkbar macht. Hinzu kommen blau-rote Knoten am Gaumen. Auch die inneren Organe (Magen, Darm, Lunge, Leber) können betroffen sein
    • Maligne Lymphome sind bösartige Veränderungen der Lymphknoten. Sie äußern sich als vergrößerte Lymphknoten. Hinzu kommen häufig Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Fieber. Sehr viel seltener kann ein Lymphom auch vom Lymphgewebe außerhalb der Lymphknoten ausgehen
  • Wasting-Syndrom: Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent des ursprünglichen Körpergewichts und zusätzlich anhaltender Durchfall über mindestens 30 Tage oder Fieber/Abgeschlagenheit ohne erkennbare Ursache
  • HIV-assoziierte Enzephalopathie ist eine Erkrankung, bei der es zum fortschreitenden Abbau des Gehirns kommt