Blutungsstörungen

Hormonersatztherapie bei Blutungsstörungen

Eine Kasuistik von Prof. Dr. med. Sabine Segerer

Anamnese

  • 47 jährige Patientin
  • Blutungsstörungen: Zunächst seien die Zyklen nur verkürzt gewesen. Nun seien die Blutungsabstände zwar wieder länger, aber dafür fielen die Blutungen immer sehr stark und lang aus. Zudem käme es auch immer wieder zu Schmierblutungen zwischendurch.
  • Parallel in den letzten Wochen zunehmend Herzklopfen und Haarausfall bemerkt. Sie habe sich daher auch zunächst beim Hausarzt vorgestellt, der ihr bei Eisenmangel ein Eisenpräparat verordnet habe, welches sie aber aufgrund starker Obstipation wieder abgesetzt habe. Eine Operation lehne sie ab.
  • Bislang sei ihre Vorsorge auch immer unauffällig gewesen.
  • In den Routineuntersuchungen beim Hausarzt immer leicht erhöhte Cholesterinwerte, BMI 24 kg/m2
  • Keine Medikation, kein Nikotinkonsum
  • Familienanamnese  leer (keine Thrombose/Embolie, keine kardiovaskulären Erkrankungen, kein Diabetes mellitus, familiäre Hypercholesterinämie, kein Mammakarzinom)

 

Prof. Dr. med. Sabine Segerer

Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe bei amedes experts in Hamburg mit Schwerpunkt Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.

Gynäkologische Untersuchung

In der Speculumeinstellung sind keine Auffälligkeiten zu sehen und auch der Uterus tastet sich normalgroß, anteflektiert, mobil. Die Adnexe und Parametrien sind frei. Auch eine Vaginalsonographie zeigt einen unauffälligen Uterus (kein Hinweis für Myome, Polypen). Die Endometriumdicke ist aktuell 6 mm, homogen. Die Ovarien beidseits sind unauffällig (kein Hinweis für persistierende Zysten). Es befindet sich keine freie Flüssigkeit im Douglas.

Therapieoptionen zur Blutungsfreiheit

Therapie: Kombinationspräparat mit 1 mg Östradiol und 2 mg Dienogest

Die Patientin wird über anfängliche Spottings aufgeklärt. Bei Wiedervorstellung nach drei Monaten berichtet die Patientin, dass tatsächlich in den ersten beiden Monaten noch Zwischenblutungen aufgetreten seien; seit einem Monat sei sie nun blutungsfrei. Anämiesymptome habe sie keine mehr. In der Kontrollsonographie ist das Endometrium homogen und von 3 mm Dicke.

Therapieoptionen bei postmenopausaler Patientin mit persistierender Blutungsstörung unter HRT

Zunächst würde eine erneute gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden, die Zytologie wiederholt und auch eine Vaginalsonographie angeschlossen. Sollte eine Endometriumdicke unter HRT > 5 mm oder ein nicht abgrenzbares, unscharf begrenztes, inhomogenes Endometrium nachweisbar sein, wäre eine Hysteroskopie und Abrasio zu empfehlen. Bei einer Endometriumdicke < 3 mm und unauffälliger Struktur kann zunächst eine Kontrolle vereinbart werden. Bei einer Endometriumdicke ≥ 3 mm und < 5 mm ohne fokale Veränderungen wäre die Durchführung einer Endometriumbiopsie mittels Pipelle besprochen worden.1

Effekte der HRT auf die Cholesterinwerte der Patientin

Es wird infolge der oralen HRT ein günstiger Einfluss auf das Lipidprofil (Erhöhung des High-density Lipoprotein-Cholesterins, HDL-C sowie eine Senkung der Triglyceride und des Gesamtcholesterins) erwartet. Hätte man sich für eine transdermale HRT entschieden, fielen die Effekte auf den Lipidstoffwechsel deutlich geringer aus, so dass die Patientin in diesem Falle mehr von der oralen HRT profitiert.

  1. S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen“, Januar 2020 - inkl. Addendum (September 2020); https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmeno... ; Zugriff: 26.01.2023