Rezidivierende bakterielle Vaginose

Kontrazeption und rezidivierende bakterielle Vaginose

Eine Kasuistik von Dr. med. Claudia Wöhler

Diagnose: Rezidivierende bakterielle Vaginose

Anamnese und Beschwerden

Eine 28-jährige Patientin (BMI 22 kg/m2) ist erneut mit einer bakteriellen Vaginose (BV) unter einem Kombinationspräparat mit 20 μg EE (Ethinylestradiol) und 100 μg LNG (Levonorgestrel) in der Praxis vorstellig.

Definition der Erkrankung

Bei der bakteriellen Vaginose ist die normale Döderlein Flora, die eine Vermehrung potentiell krankheitsauslösender Keime verhindert, gestört und es findet sich in erster Linie eine Besiedlung mit Anaerobiern wie Gardnerella vaginalis, Prevotella, Mobiluncus spp. Peptostreptokokkus, sowie genitalen Mykoplasmen und Atopobium vaginae vor. Die Diagnose wird anhand der „Amsel Kriterien“ oder dem Nugent-Score gestellt. Die bakterielle Vaginose kann neben der Vulvitis zu einer aufsteigenden genitalen Infektion führen. Die seit 30 Jahren übliche leitliniengerechte Therapie der bakteriellen Vaginose mit Metronidazol führt, u.a. aufgrund von Resistenzen und der Bildung eines bakteriellen Biofilms in bis zu 60 % der Fälle innerhalb weniger Wochen bis Monate zu Rezidiven1. Unter Wiederaufbau der Döderleinflora mit Laktobazillen nach Abschluss der Antibiose zeigt sich in 83 % wieder eine normale Flora vs. 35 % nach alleiniger Antibiose3. In einer doppelblinden randomisierten plazebokontrollierten Studie senkte die insgesamt 14-tägige prophylaktische Gabe* von Döderleinpräparaten bei Patientinnen mit rezidivierender BV das Rezidivrisiko signifikant (15,8 % vs. 45,0 % p<0,001)4.

*eine Woche Döderleinpräparate, eine Woche Pause, eine weitere Woche Döderleinpräparate

Dr. med. Claudia Wöhler

Niedergelassene Gynäkologin in München und Autorin des Buches „Kontrazeption pocket“.
Was sprach für eine nichtorale Kontrazeptionsmethode?

Hier bietet sich die Umstellung auf den Vaginalring an.

Die Döderleinflora ist östrogenabhängig und kann durch eine gute lokale Östrogenisierung des Vaginalepithels unterstützt werden. So kommt es zu einer signifikanten Zunahme der H2O2-produzierenden Milchsäurekolonien nach 3- und 6-monatiger Anwendung des Vaginalrings im Vergleich zu einer Mikropille mit 20 μg EE, einer Abnahme des Nugent-Scores und damit zur langfristigen Unterstützung der physiologischen sauren Döderleinflora5.

Alternative Methoden/Behandlungsmöglichkeiten

Falls keine vaginale Kontrazeption gewünscht wird, kann die systemische EE-Dosis in der Mikropille auf 30 μg erhöht werden, um die vaginale Östrogenisierung zu unterstützen.

Literatur

  1. Mendling W., Vaginal Microbiota. Advances in Experimental Medicine and Biology 2016;902:83–93.http://doi.org/10.1007/978-3-319-31248-4_6
  2. Swidsinski A et al. Adherent biofilms in bacterial vaginosis. Obstetrics and gynecology 2005;106(5 Pt 1):1013–1023. http://doi.org/10.1097/01.AOG.0000183594.45524.d2
  3. Petricevic L and Witt A, The role of Lactobacillus casei rhamnosus Lcr35 in restoring the normal vaginal flora after antibiotic treatment of bacterial vaginosis. BJOG 2008;115(11):1369–1374. http://doi.org/10.1111/j.1471-0528.2008.01882.x
  4. Ya, W, Reifer C, Miller LE., Efficacy of vaginal probiotic capsules for recurrent bacterial vaginosis: a double-blind, randomized, placebo-controlled study. American Journal of Obstetrics and Gynecology 2010; 203(2):120.e1–6. http://doi.org/10.1016/j.ajog.2010.05.023
  5. De Seta F, Restaino S, De Santo D et al. Effects of hormonal contraception on vaginal flora. Contraception 2012;86:526–9. http://doi.org/10.1016/j.contraception.2012.02.012