Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
Lesen Sie hier über die Symptome, die Ursachen und die Behandlung von Herzinsuffizienz.
Was ist eine Herzinsuffizienz?

Die Herzinsuffizienz wird auch Herzleistungsschwäche genannt. Dabei ist das Herz zu schwach, um die für die Versorgung des Körpers erforderliche Pumpleistung zu erbringen. Daher werden die Organe nur unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Vor allem bei körperlicher Belastung kommt es zu Versorgungsengpässen.
Die Stadien der Herzinsuffizienz
Meist entwickelt sich die Herzinsuffizienz langsam über Jahre hinweg. Während im Anfangsstadium keine Beschwerden auftreten, kommt es im weiteren Verlauf zunehmend zu Leistungseinschränkungen.
Gemäß einer Empfehlung der New Yorker Herzgesellschaft (New York Heart Association: NYHA) wird die Herzinsuffizienz in vier Stadien, die sogenannten NYHA-Stadien, eingeteilt:
- Stadium I: Normale körperliche Leistungsfähigkeit
- Stadium II: Leichte Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei stärkerer körperlicher Aktivität/Belastung
- Stadium III: Höhergradige Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit mit Beschwerden bei leichter körperlicher Belastung
- Stadium IV: Beschwerden treten bereits in Ruhe auf
Je nachdem, welche Herzhälfte betroffen ist, unterscheidet man zwischen der Linksherzinsuffizienz (Schwäche der linken Herzkammer, die Blut in den Körperkreislauf pumpt) und die Rechtsherzinsuffizienz (Schwäche der rechten Herzkammer, die das vom Körper kommende Blut in den Lungenkreislauf schickt). Es können auch beide Seiten des Herzens betroffen sein. Man spricht dann von einer Globalinsuffizienz.
Diese Ursachen können zu einer Herzschwäche führen
Für die Entstehung einer Herzinsuffizienz kommen mehrere Ursachen in Frage. Zu den wichtigsten zählen der Bluthochdruck und die koronare Herzkrankheit.
Bluthochdruck (Hypertonie)
Durch die andauernde Druckbelastung der Blutgefäße bei hohen Blutdruckwerten vergrößert sich der Herzmuskel und "leiert aus". Nach einigen Jahren ist er zu schwach, um seiner Pumpfunktion vollständig gerecht zu werden. Dabei gilt: Je höher der Blutdruck, umso größer ist das Risiko, an einer Herzschwäche zu erkranken.
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Bei der koronaren Herzkrankheit kommt es durch die Verengung der Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen, zu einer Minderversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen. Diese Mangelerscheinung ist eine häufige Herzinsuffizienz-Ursache.
Auch ein erlittener Herzinfarkt kann zur Entstehung einer Herzinsuffizienz führen, ebenso wie Herzklappenfehler oder Entzündungen des Herzens.
Diese Symptome gehören zur Herzinsuffizienz

Bei einer Herzinsuffizienz können vielfältige Symptome auftreten, die oft von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Neben dem Schweregrad der Herzinsuffizienz spielt auch die jeweils betroffene Herzhälfte eine Rolle bei der Ausprägung der Symptome.
Kurzatmigkeit und Herzklopfen bei körperlicher Anstrengung oder auch im Liegen, Müdigkeit und allgemeine Leistungsschwäche können auf eine Erkrankung hinweisen.
Ein typisches Symptom einer gestörten Pumpfunktion der rechten Herzkammer sind Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme). Bedingt durch den Rückstau des Blutes im Körperkreislauf staut sich die Flüssigkeit in den Geweben und Organen. Dadurch kann sich die Leber vergrößern und auf Druck empfindlich reagieren. Stauungen im Magenbereich verursachen Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Verstopfung. Da nachts das im Gewebe eingelagerte Wasser verstärkt ausgeschieden wird, kann die Nachtruhe durch den Drang zum Wasserlassen gestört werden.
Steht die Funktionsstörung in der linken Herzkammer im Vordergrund, klagen die Patienten über Symptome wie Kurzatmigkeit und Atemnot. Durch die Blutstauung im Lungenkreislauf kann es zu Wassereinlagerung in der Lunge (ein Lungenödem) kommen, was schwerste Atemnot zur Folge hat. Durch die verminderte Durchblutung der anderen Organe können weitere Beschwerden auftreten – etwa Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, die Folge einer Minderdurchblutung des Gehirns sind.
So wird die Diagnose gestellt
Basis zum Stellen der Diagnose ist das Gespräch mit dem Patienten, bei dem nach Symptomen und Krankheitsgeschichte gefragt wird.
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf Wasseransammlungen in den Beinen und misst außerdem Blutdruck und Puls. Zur körperlichen Untersuchung gehören außerdem das Abhören und Abklopfen des Brustkorbs, das einen Eindruck von Lungenfunktion, Herzgröße, Herzrhythmus und Strömungsgeräuschen im Herzen vermittelt.
Erhärtet sich durch diese Untersuchungen der Verdacht auf eine Herzschwäche des Patienten, können folgende Verfahren zur Diagnose eingesetzt werden: Die Röntgenaufnahme des Oberkörpers gibt Auskunft über Herzgröße und Herzform. Des Weiteren können Flüssigkeitseinlagerungen in der Lunge festgestellt werden.

- Die Erregungsabläufe im Herzmuskel werden mit Hilfe des Elektrokardiogramms (EKG) dargestellt. Das EKG besteht aus einer Reihe aufeinanderfolgender typischer Wellenformen, deren Abfolge sich mit jeder neuen Pumpaktion des Herzens wiederholt. So lässt sich gewissermaßen die Arbeit, die das Herz leistet, von außen beobachten. Das EKG macht es möglich, Herzrhythmus-Störungen, Schäden im Bereich der Herzkranzgefäße sowie Vergrößerungen des Herzmuskels zu erkennen. Ein Belastungs-EKG erlaubt Rückschlüsse auf die körperliche Belastbarkeit des Patienten.
- Mittels der Ultraschalluntersuchung des Herzens kann festgestellt werden, ob und inwieweit die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt ist. Es wird erkennbar, ob der gesamte Herzmuskel oder nur Teile geschädigt sind, oder ob der Herzmuskel dicker geworden ist.
- Eine Blutuntersuchung kann dem Arzt Aufschluss über Auswirkungen auf andere Organe geben. Ist zum Beispiel die Niere nicht mehr voll funktionsfähig, sind bestimmte Substanzen vermehrt im Blut zu finden. Auch Rückstauungen im Bereich der Leber ergeben charakteristische Veränderungen im Blutbild.
- Manchmal ist eine Katheteruntersuchung des Herzens notwendig. Sie gibt Aufschluss über die Pumpfunktion und die Funktion der Herzklappen. Eine Erkrankung der Herzkranzgefäße kann ebenfalls nachgewiesen werden.

In der Therapie werden u. a. die folgenden Arzneistoffklassen allein oder in Kombination eingesetzt:
- ACE-Hemmer: entlasten das Herz
- Betablocker: schützen das Herz vor überschüssigen Stresshormonen
- Diuretika (entwässernde Mittel): entlasten das Herz
- Herzglykoside (Digitalispräparate): kräftigen das Herz
- Angiotensinrezeptoren-Blocker: entlasten das Herz
Nicht jedes Medikament ist für jeden Patienten geeignet. Für die Behandlung ist es enorm wichtig, die vom Arzt verordnete Dosis und Einnahmehäufigkeit einzuhalten, um die Wirkung nicht zu gefährden und andererseits Nebenwirkungen zu vermeiden.
Therapietreue zahlt sich in der Behandlung aus: In großen Studien konnte eine Verbesserung der Lebenserwartung gezeigt werden, wenn Medikamente wie verordnet eingenommen werden.2
Nähere Informationen zu Herz-Kreislauf-Medikamenten erhalten Sie hier.
So wird Herzinsuffizienz behandelt
Oberstes Ziel der Therapie ist es – sofern dies möglich ist – die Krankheitsursache zu behandeln oder zu beseitigen. Dies ist zum Beispiel durch Operation eines Herzfehlers möglich. Auch eine Verbesserung der Durchblutung des Herzens bei verengten Herzkranzgefäßen durch eine Ballondilatation oder eine Bypass-Operation kann in einem frühen Stadium die Pumpleistung wiederherstellen. Leider ist eine ursächliche Therapie nicht immer möglich.
Die Herzinsuffizienz-Therapie mit Medikamenten verfolgt das Ziel, das Herz zu entlasten, Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Risikofaktoren & Therapie
- Diagnosedaten der Krankenhäuser nach Behandlungsort ab 2000 für die häufigsten Diagnosen (gbe-bund.de), zuletzt aufgerufen in 03/2022.
- Unverzagt, S. et al. (2016): Improving treatment adherence in heart failure – a systematic review and meta-analysis of pharmacological and lifestyle interventions. Dtsch Arztebl Int 2016; 113(25): 423–30.