Herzrhythmusstörungen
Informieren Sie sich hier zu Herzrhythmusstörungen: Symptome, Ursachen und Behandlung.
Normal oder krankhaft?
Nicht alle Arrhythmien sind krankhaft. Kleinere, kurzzeitig auftretende Störungen sind nicht ungewöhnlich. Das Herz kehrt dann rasch wieder in seinen geordneten Rhythmus (den Sinusrhythmus) zurück.
Von krankhaften Arrhythmien spricht man erst, wenn sie häufiger wiederkehren, länger anhalten oder besonders stark ausgeprägt sind. Dann können sie Störungen im Blutkreislauf auslösen und die Blutversorgung des Körpers gefährden.
Welche Unterschiede gibt es?
Man unterscheidet grundsätzlich Arrhythmien mit einem zu langsamen Herzschlag (bradykarde Herzrhythmusstörungen mit weniger als 60 Schlägen in der Minute), solche mit zu schneller Herzschlagfolge (tachykarde Herzrhythmusstörungen mit mehr als 100 Schlägen in der Minute) und solche, bei denen die Herzschlagabfolge unregelmäßig ist (Bradyarrhythmie bzw. Tachyarrhythmie).
Bei extrem schnellem Herzschlag (von 150 bis 250 Schlägen in der Minute) spricht man von Herzrasen. Menschen mit einem solch hohen Herzschlag merken regelrecht, wie das Herz urplötzlich "losrast".
Besonders häufig treten sogenannte ventrikuläre Extrasystolen auf. Hierbei handelt es sich um zusätzliche Herzschläge. Da es mehr Schläge gibt, werden die Pausen zwischen den einzelnen Schlägen kürzer. Dadurch entsteht bei den betroffenen Menschen der Eindruck, das Herz würde stolpern. Das kann störend sein, ist in der Regel aber ungefährlich.
Um der Ursache auf den Grund zu gehen, erfolgt zunächst eine genaue Analyse der Symptome und anschließend ein EKG.
Die häufigste Form der Herzrhythmusstörungen ist das Vorhofflimmern. Rund 1,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland darunter.1 Das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, steigt mit dem Alter.
Was ist ein EKG?
EKG steht für Elektrokardiogramm. Es stellt die Aktivität des Herzens bildlich in Wellenform und sich wiederholenden Sequenzen dar. Jede Sequenz bildet eine Pumpaktion des Herzens ab. So lässt sich gewissermaßen die Arbeit, die das Herz leistet, von außen ablesen.
Auf der EKG-Kurve kann der Kardiologe ablesen, ob eine Störung des Herzschlags vorliegt. Man unterscheidet Ruhe-EKG, Langzeit-EKG und Belastungs-EKG. Während das Ruhe-EKG eine "Momentaufnahme" von einigen Sekunden und Pumpsequenzen darstellt, zeichnet das Langzeit-EKG die Erregungsabläufe über 24 Stunden auf.
Bei einem Belastungs-EKG fährt der Patient während der EKG-Aufzeichnung z.B. auf einem Standfahrrad. Die EKG-Messung unter Belastung lässt Störungen erkennen, die nur bei Anstrengung auftreten.
Die häufigste Form der Herzrhythmusstörungen ist das Vorhofflimmern. Rund 1,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland darunter. [1]
Diese Symptome verursachen Rhythmusstörungen
Manche Patienten haben keine oder nur sehr geringe Beschwerden. Bei anderen rufen die Arrhythmien nur leichtere, vorübergehende Beeinträchtigungen hervor. Es gibt aber auch Rhythmusstörungen, die sehr unangenehm und sogar gefährlich werden können und deshalb umgehend ärztliche Hilfe erfordern.
Erste Anzeichen für ein aus dem Takt geratenes Herz können Müdigkeit oder Mattigkeit bei der Ausübung ganz normaler, gewohnter Tätigkeiten sein.
Manchmal werden auch Herzstiche verspürt oder die Rhythmusstörungen sind mit Schwindel, Unwohlsein, Schwächeanfällen, kurzer Bewusstlosigkeit, unbestimmten Angstgefühlen, Schweißausbrüchen oder Luftnot verbunden. Häufig werden von Betroffenen Gefühle des "Herzrasens" oder "Herzstolperns" genannt.
Ein weiteres Symptom sind krampfartige Schmerzen in der linken Seite des Brustkorbs, die in die linke Schulter und den linken Arm ausstrahlen. Diese Symptome bezeichnet man als Angina pectoris.
Besonders schwere Arrhythmien können im Extremfall sogar lebensbedrohliche Auswirkungen haben und zum plötzlichen Herztod führen. Glücklicherweise kommen solche Fälle nur selten vor.
So kommt es zu Herzrhythmusstörungen
Es gibt viele verschiedene Ursachen für Herzrhythmusstörungen. Die häufigste und bedeutsamste Ursache ist das Zugrundeliegen einer Herzerkrankung wie:
- Koronare Herzerkrankung (KHK)
- Herzinfarkt
- Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis)
- Herzklappenfehler
- Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)
- angeborene Herzfehler
Aber auch andere Erkrankungen außerhalb des Herzbereichs können einen unregelmäßigen Herzschlag verursachen.
Hierzu gehören vor allem:
- eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
- schwere Lungenerkrankungen (z. B. Asthma bronchiale, chronisch-obstruktive Bronchitis)
- Störungen im Mineralstoffhaushalt (z. B. Kalium- und Magnesiummangel)
Weitere Ursachen, die zu Unregelmäßigkeiten der Herzschlagfolge führen, sind die Einnahme bestimmter Medikamente, Alkohol oder starke seelische Belastungen.
So werden Herzrhythmusstörungen behandelt
Nicht alle Herzrhythmusstörungen bedürfen einer Therapie. Sofern es sich um nicht-krankhafte Veränderungen des Herztaktes handelt und der betroffene Mensch sich in seiner Lebensqualität nicht eingeschränkt sieht, besteht kein Handlungsbedarf.
Eine Behandlung von Herzrhythmusstörungen ist dann angezeigt, wenn sie ...
- den Patienten erheblich belasten, z. B. durch Herzstolpern, Herzjagen oder Schwindelgefühl,
- die körperliche Leistungsfähigkeit des Patienten einschränken,
- die lebenswichtige Blutversorgung des Körpers beeinträchtigen oder
- die Gefahr eines plötzlichen Herztodes mit sich bringen.
Welche Therapie in Frage kommt, richtet sich nach der Art und nach der Ursache der Erkrankung.
Sollten Herzrhythmusstörungen Folge einer Grunderkrankung wie der koronaren Herzkrankheit oder einer Überfunktion der Schilddrüse sein, gilt es zunächst diese zu behandeln.
Die medikamentöse Behandlung
Zur medikamentösen Behandlung verwendet man sogenannte Antiarrhythmika. Diese beeinflussen in unterschiedlicher Weise die Bildung und Weiterleitung der elektrischen Erregungen im Herzen.
Die Arzneistoffe zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen lassen sich in folgende Gruppen einteilen:
- Klasse-I-Antiarrhythmika
Diese Medikamente hemmen den Einstrom von Natrium in die Herzmuskelzellen. Sie verhindern dadurch, dass die Erregungsleitung zu schnell abläuft. Die Herzarbeit wird verringert, und der Herzschlag normalisiert sich. - Klasse-II-Antiarrhythmika
Diese auch als „Betablocker“ bekannten Arzneimittel hemmen übermäßige Nervenimpulse auf das Herz und normalisieren auf diese Weise den Herzschlag. - Klasse-III-Antiarrhythmika
Antiarrhythmika der Klasse III verhindern das Ausströmen von Kalium aus den Herzmuskelzellen und verlangsamen so die Erregungsleitung im Herzen. Vor allem ausgeprägte Störungen mit schnellem Herzschlag und häufig auftretenden, gefährlichen Extraschlägen können mit solchen Substanzen wirksam behandelt werden. - Klasse-IV-Antiarrhythmika
Arzneimittel dieser Gruppe werden Calciumantagonisten genannt. Sie verzögern die Weiterleitung der elektrischen Erregungen im Herzen, indem sie den Einstrom von Calcium in die Herzmuskelzellen vermindern.
Die Herzschlagunregelmäßigkeiten können auch auf einer mangelhaften Mineralstoffversorgung beruhen. In diesem Fall wird Ihnen Ihr Arzt unter Umständen ein Medikament verordnen, das sowohl Kalium als auch Magnesium enthält.
Bei bestimmten Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern) besteht ein erhöhtes Risiko von Blutgerinnselbildung im Herzen. Um diesem vorzubeugen, werden häufig gerinnungshemmende Arzneimittel, wie Phenprocoumon, verordnet.
Die medikamentöse Behandlung ist leider nicht bei allen Formen von Herzrhythmusstörungen ausreichend wirksam. Eine weitere Therapieoption ist die elektrophysiologische Untersuchung, bei der durch das Veröden bestimmter Strukturen das Herz wieder in den richtigen Takt gebracht wird.
Unter Umständen empfiehlt der Kardiologe auch die Implantation eines Herzschrittmachers oder eines implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD).
Ein Herzschrittmacher sendet regelmäßig elektrische Impulse aus und gibt dadurch dem Herz den Rhythmus vor. Er wird eingesetzt, wenn das Herz nicht schnell genug schlägt, um die Körperorgane ausreichend mit Blut zu versorgen.
Der ICD lässt sich im Aussehen mit einem Herzschrittmacher vergleichen. Er kann bedrohliche Rhythmusstörungen erkennen und diese durch elektrische Impulse beenden.
Trotz des Herzschrittmachers oder des ICD müssen Sie häufig auch weiterhin Medikamente einnehmen, um den Herzrhythmus zu stabilisieren.
Patienten mit einem Schlaganfall werden zuerst untersucht. Kann mittels Computertomographie eine Hirnblutung ausgeschlossen werden, erhält der Patient Medikamente, welche das Blutgerinnsel auflösen und die Wiederversorgung des betroffenen Gehirnabschnitts gewährleisten. Diese Akutbehandlung wird in einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit, die es in größeren Kliniken gibt, durchgeführt. In diesen stehen Schlaganfallpatienten die neuesten Diagnose- und Therapiemethoden zur Verfügung.
Nach der akuten Behandlung folgt eine Therapie, die darauf ausgelegt ist, Folgeschäden so weit wie möglich zu begrenzen und einer Pflegebedürftigkeit vorzubeugen. Dazu gehören zum Beispiel Krankengymnastik, Physiotherapie oder Sprach- und Ergotherapie.
Zusätzlich werden spezielle Medikamente gegeben, die eine unerwünschte Blutgerinnung unterbinden und somit einer fortschreitenden Verstopfung des betroffenen Blutgefäßes entgegenwirken.
- Deutsche Herzstiftung: Herz außer Takt: Vorhofflimmern - https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzrhythmusstoeru..., zuletzt aufgerufen in 03/2022