Die Schilddrüse - Ihre Fragen, unsere Antworten
Die Schilddrüse ist ein kleines Organ mit großer Bedeutung, das sehr wichtig für unsere Gesundheit ist. Wird eine Schilddrüsenfunktionsstörung diagnostiziert, so ergeben sich während der Einstellungsphase und der Therapie häufig viele Fragen. Um Sie dabei bestmöglich zu unterstützen, haben wir für Sie häufige Fragen rund um die Schilddrüse und ihre Funktionsstörungen zusammengestellt. Lesen Sie hier die Antworten und erfahren Sie mehr zur Diagnose von Schilddrüsenfunktionsstörungen wie einer Schilddrüsenüber- und unterfunktion sowie zu Blut- und Laborwerten der Schilddrüse. Dabei gehen wir auch auf die Veränderungen der Schilddrüse mit dem Alter (von der Kindheit bis ins hohe Alter) sowie während Phasen hormoneller Umstellungen (wie Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahre) ein.
Eine Schilddrüsenfunktionsstörung kann nur bewertet werden, wenn eine umfassende Diagnose vorliegt. Die Blutuntersuchung ist nur ein Teil einer Schilddrüsenuntersuchung. Welche weiteren Untersuchungen zu einer umfassenden Diagnosestellung gehören, können Sie bei der Frage "Abweichende Schilddrüsenwerte: Ab wann liegt eine Schilddrüsenerkrankung vor?" nachlesen.
Bei einer Untersuchung der Schilddrüse werden stets die Schilddrüsenblutwerte mitbestimmt. Die Blutuntersuchung gibt Auskunft über die Funktion und Gesundheit der Schilddrüse. Welche Blutwerte im Rahmen einer Schilddrüsenuntersuchung bestimmt werden, erfahren Sie hier.
Grundsätzlich können anhand des Blutbildes drei Gruppen von Schilddrüsenparametern festgestellt werden: die Werte der Schilddrüsenhormone, der Schilddrüsenantikörper sowie der -tumormarker. Die wichtigsten Blutwerte für eine Schilddrüsenuntersuchung sind der TSH-Wert, der Wert der Schilddrüsenhormone und der Schilddrüsenantikörper:
- der TSH-Wert (schilddrüsenstimulierendes Hormon)
- das freie T3 (fT3)
- das freie T4 (fT4)
- TPO-AK (Antikörper gegen Thyreoperoxidase)
- TG-AK (Antikörper gegen Thyreoglobulin)
- TRAK (Antikörper gegen TSH-Rezeptoren)
Die Blutwerte der Schilddrüse können beim Menschen je nach Alter und Geschlecht stark variieren. Jedoch existieren bestimmte Grenzwerte. Die Ursache erhöhter oder zu niedriger Schilddrüsenwerte kann eine Fehlfunktion des Organs sein und bedarf einer eingehenden weiteren Untersuchung.
Je nach Erkrankung kann es sinnvoll sein, weitere Laborwerte zu ermitteln, die für die Beurteilung einer Schilddrüsenerkrankung wichtig sind, wie z. B. die Schilddrüsentumormarker Thyreoglobulin und Calcitonin. Diese Werte werden bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs bestimmt. Erhöhte Werte im Blut können Hinweise auf eine Krebserkrankung liefern. Außerdem helfen diese Tumormarker dabei, Aussagen zum Verlauf der Erkrankung zu treffen, z. B. ob der Krebs geheilt ist oder wieder angefangen hat zu wachsen.
Schilddrüsenwerte
Die Produktion von Schilddrüsenhormonen wird über die Hirnanhangsdrüse gesteuert. Aus den Blutwerten für die Schilddrüse lässt sich demzufolge nicht nur die Schilddrüsenfunktion erkennen. Es können auch Rückschlüsse auf die Funktion des hormonellen Regelkreises der Schilddrüse gezogen werden.
Liegen die Schilddrüsenwerte außerhalb des Normbereiches, liegt möglicherweise eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Schilddrüsenüberfunktion vor.
Eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Schilddrüsenwerte spielt das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon). TSH wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und reguliert die Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Der ermittelte TSH-Wert gibt nicht nur Auskunft über die eigentliche Tätigkeit der Schilddrüse, sondern auch darüber, ob der hormonelle Kreislauf zwischen Gehirn und Schilddrüse in geregelten Bahnen verläuft. Der TSH-Wert wird daher auch als der zentrale Schilddrüsenwert bezeichnet.
Für Patienten, die Schilddrüsenhormone verordnet bekommen, ist eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte wichtig. Gerade zu Beginn einer Hormonsubstitutionstherapie und bei Dosisumstellungen sollte die Serumkonzentration des TSH oder auch T3 und T4 (fT3 und fT4) regelmäßig überprüft werden.
Die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) werden in der Schilddrüse produziert. Ihre Bildung ist abhängig von der Versorgung mit dem Spurenelement Jod. Lediglich ein kleiner Teil der Schilddrüsenhormone liegt in freier Form vor. Der Großteil ist an Eiweiß gebunden. Jedoch üben nur freie - nicht an Eiweiß gebundene - Schilddrüsenhormone biologische Aktivität aus. Da die Eiweißkonzentration im Blut schwanken kann, wird in der Regel die Menge an ungebundenen Schilddrüsenhormonen fT4 (freies T4) und fT3 (freies T3) bestimmt, anhand derer die Schilddrüsenfunktion zuverlässig beurteilt werden kann.
Schilddrüsen-Antikörper
Autoimmunerkrankungen sind häufig die Ursache für eine Schilddrüsenfunktionsstörung. So führt die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow oft zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Die Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion ist in vielen Fällen eine Hashimoto-Thyreoiditis. Um das Vorliegen einer Autoimmunerkrankung zu untersuchen, wird das Vorliegen der folgenden Schilddrüsen-Antikörper im Blut untersucht:
- TPO-AK (Antikörper gegen Thyreoperoxidase)
- TG-AK (Antikörper gegen Thyreoglobulin)
- TRAK (Antikörper gegen TSH-Rezeptoren)
Liegen der TPO-AK-Wert oder der Antikörperwert gegen das Speicherprotein Thyreoglobulin (TG-AK) über dem Referenzbereich, kann dies ein Hinweis auf eine Hashimoto-Thyreoiditis sein. Der TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) tritt vor allem bei Morbus Basedow auf.
Schilddrüsen-Tumormarker
Weitere wichtige Informationen im Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen können auch die im Blut vorliegenden Schilddrüsentumormarker Thyreoglobulin und Calcitonin liefern. Diese Werte können Aufschluss darüber geben, ob ein Schilddrüsenkrebs vorliegt und wie sich dieser verändert.
Thyreoglobulin ist ein Eiweiß der Schilddrüse. Als Laborwert dient es vor allem der Verlaufskontrolle bei Schilddrüsenkrebs. Liegt der Thyreoglobulinspiegel stark über dem Referenzbereich, kann dies auch ein Hinweis auf eine follikuläre Neoplasie sein. Diese von Zellen der Schilddrüsenfollikel ausgehende Wucherung kann gut- oder bösartig sein. Welche Form vorliegt, kann nur durch eine Gewebeprobe bestimmt werden.
Calcitonin ist das Hormon, das in der Schilddrüse von den sogenannten C-Zellen gebildet wird. Diese spezialisierten Zellen befinden sich im Bindegewebe der Schilddrüse, neben den Schilddrüsenfollikeln. Bösartige Tumore, die aus C-Zellen der Schilddrüse entstehen, werden als medulläre Schilddrüsenkarzinome bezeichnet. Beim C-Zell-Karzinom dient Calcitonin als Tumormarker. Nach operativer Entfernung dieses Tumortyps wird Calcitonin in der Nachsorge eingesetzt. Steigt der Calcitonin-Wert im Blut, kann dies ein Hinweis auf ein Wiederauftreten des Tumors oder Metastasenbildung – d. h. der Ausbildung von Tochtergewulsten – sein.
Ob die Schilddrüse richtig funktioniert oder nicht, lässt sich unter anderem anhand der Laborwerte bestimmen. Erfahren Sie hier, welche Schilddrüsenwerte untersucht werden und was sie konkret bedeuten.
Wichtige Informationen liefert der Wert für das TSH, auch Thyroidea(Schilddrüse)-stimulierendes Hormon genannt. Liegt dieser außerhalb des Normbereiches, werden zur genaueren Diagnose die Blutwerte der Hormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4) ermittelt. Diese Schilddrüsenhormone werden im Blut von Eiweißen gebunden. Nur ein kleiner Teil des T3 und des T4 kommt frei im Blut vor - im Laborbefund abgekürzt mit fT3 und fT4. Die fT3- und fT4-Werte lassen in Kombination mit dem Hormon TSH einen Rückschluss auf die Schilddrüsenfunktion zu.
Ist beispielsweise der TSH-Wert erhöht, kann das ein erstes Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Der hohe Wert lässt sich aber auch auf andere Ursachen zurückführen. Außerdem ist der TSH-Wert nur eingeschränkt verlässlich und kann z. B. vorübergehend ansteigen. Wenn der Laborwert für das TSH leicht über dem Normwert liegt, sollte die Messung etwa zwei bis drei Monate später erneut durchgeführt werden.
Liegt der T3- und T4-Wert bzw. das freie T3 und freie T4 über dem Normbereich, deutet dies auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin. Sind diese Werte hingegen vermindert, ist eine Unterfunktion der Schilddrüse wahrscheinlich.
Tab. 1: Typische Blutwert-Szenarien bei Funktionsstörungen der Schilddrüse
TSH-Wert | T3- und T4-Wert bzw. fT3- und fT4-Wert | Mögliche Funktionsstörung |
erhöht | niedrig | Schilddrüsenunterfunktion |
niedrig | erhöht | Schilddrüsenüberfunktion |
niedrig | niedrig | Hirnanhangsdrüsen-Unterfunktion |
Bei Verdacht auf eine Funktionsstörung der Schilddrüse werden neben den Schilddrüsenwerten auch die Laborwerte für die Schilddrüsen-Antikörper TPO-AK und TRAK ermittelt. Denn häufig sind Autoimmunerkrankungen die Ursache für eine Schilddrüsenfunktionsstörung. Die beiden Schilddrüsen-Antikörper TPO-AK und TRAK geben Auskunft darüber, ob eine autoimmunbedingte Schilddrüsenentzündung als Ursache der Funktionsstörung in Frage kommt und um welche es sich handelt. Ein hoher TPO-AK-Wert kann ein Anzeichen für Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis oder eine „Wochenbett-Schilddrüsenentzündung“, die sogenannte postpartale Thyreoiditis, sein. TPO-AK-Antikörper treten aber auch bei fünf Prozent der Menschen ohne Schilddrüsenfunktionsstörung auf. TRAK-Antikörper sind typisch für die entzündliche Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow. In Einzelfällen können TRAK-Antikörper aber auch ohne Morbus Basedow im Blut vorliegen.
Wichtig: Da die Messmethoden unterschiedlich sind, können die gemessenen Blutwerte sowie die dazugehörigen Referenzwerte je nach Labor variieren. Sie können abhängig von der Tageszeit oder Lebenssituation schwanken. Bitte lassen Sie sich nicht verunsichern und besprechen Sie die Laborwerte mit Ihrem Arzt. Er hilft Ihnen, Ihre persönlichen Werte im Zusammenhang mit anderen Untersuchungsergebnissen zu beurteilen.
Was sagt der TSH-Wert aus?
Im Rahmen einer Schilddrüsenuntersuchung wird im ersten Schritt der Blutwert für das TSH bestimmt. Dieser Botenstoff wird von der Hirnanhangsdrüse freigesetzt. Er steuert die Funktion der Schilddrüse. Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, wird vermehrt TSH ausgeschüttet, um die Hormonproduktion in der Schilddrüse anzukurbeln. Daher werden bei einer Schilddrüsenunterfunktion, also zu geringer Bildung von Schilddrüsenhormonen, erhöhte TSH-Werte gemessen.
Nicht selten ist der TSH-Spiegel gestiegen, obwohl die Spiegel der Schilddrüsenhormone T3 und T4 ausreichend hoch sind. Dann kann es sich um eine versteckte Schilddrüsenunterfunktion handeln. Mediziner sprechen in diesen Fällen von einer latenten Hypothyreose. Die Funktion der Schilddrüse ist (noch) nicht so stark beeinträchtigt; es sind noch keine klinischen Symptome festellbar.
Der Spiegel für das TSH kann auch vorübergehend ansteigen, beispielsweise nach körperlicher Anstrengung. Zudem gibt es einen Tagesverlauf: ab dem Morgen steigt der Hormonspiegel, erreicht gegen Mitternacht die höchste Konzentration und fällt dann zum Morgen wieder ab. Beim Fasten oder während einer Krankheit sinkt der TSH-Spiegel in den ersten Tagen und steigt anschließend wieder an. Es gibt auch jodhaltige Medikamente, die die Schilddrüsenfunktion unterdrücken, so dass der TSH-Spiegel ebenfalls ansteigt. Auch Psychopharmaka können ihn beeinflussen. Ein einzelner TSH-Wert hat also nur begrenzt Aussagekraft. Zudem ist er altersabhängig. Kinder und ältere Menschen haben höhere TSH-Werte im Vergleich zu anderen Altersgruppen.
Somit ist ein leicht erhöhter TSH-Wert zunächst einmal kein Gesundheitsrisiko und erfordert nicht unmittelbar eine Behandlung. Bei einem TSH-Wert, der etwas über dem Normwert liegt, ist es ratsam, zunächst abzuwarten und den Wert in regelmäßigen Abständen bestimmen zu lassen.
Es gibt aber auch Erkrankungen, die den TSH-Wert sinken lassen, z. B. bei einer Schilddrüsenüberfunktion. Dann produziert die Schilddrüse übermäßig T3 und T4. Um dieser Hormonüberproduktion entgegenzusteuern, wird die TSH-Freisetzung von der Hirnanhangsdrüse verringert. Bei Verdacht auf eine Überfunktion werden die Werte für die Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 ermittelt. Sind die Werte erhöht, kann die Überfunktion durch Schilddrüsenknoten verursacht sein, die übermäßig Schilddrüsenhormone produzieren. Solche Knoten bedürfen weiterer ärztlicher Untersuchungen.
Der TSH-Wert wird außerdem zur Kontrolle von Behandlungen einer Schilddrüsenunterfunktion ermittelt.
Typische Blutwert-Szenarien bei Funktionsstörungen der Schilddrüse
TSH-Wert erhöht – T3- und T4-Werte niedrig
Diese Blutwerte weisen auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hin. Die Schilddrüse bildet nicht ausreichend T3 und T4. Folglich liegen die Schilddrüsenwerte unterhalb des Normbereichs. Um die Schilddrüsenhormonbildung anzuregen, schüttet die Hirnanhangsdrüse vermehrt TSH aus. Das führt zu einem erhöhten TSH-Wert. Eine Unterfunktion wird in vielen Fällen durch eine entzündliche Erkrankung der Schilddrüse, wie z. B. Hashimoto-Thyreoiditis, verursacht.
TSH-Wert niedrig – T3- und T4-Werte erhöht
Diese Blutwerte sprechen für eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Es werden zu viele Schilddrüsenhormone gebildet. Folglich liegen die T3- und T4-Spiegel über den Normwerten. Die Hirnanhangsdrüse verringert ihre TSH-Ausschüttung, um die Produktion von Schilddrüsenhormonen zu verringern. Hohe T3- und T4-Werte können bei Morbus Basedow, einer akuten Schilddrüsenentzündung, einem heißen Knoten und einer Schilddrüsenvergrößerung - einem sogenannten Struma - auftreten.
TSH-Wert niedrig – T3- und T4-Werte niedrig
Blutwerte in dieser Kombination werden selten gemessen. Sie weisen auf eine Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse hin, wovon nur wenige Menschen betroffen sind. Aufgrund der geringen T3 -und T4-Werte müsste die Hirnanhangsdrüse mehr TSH produzieren. Die Hirnanhangsdrüsen-Unterfunktion verhindert jedoch die verstärkte TSH-Ausschüttung.
Was sagen die Schilddrüsen-Antikörper aus?
Wird eine autoimmunvermittelte Schilddrüsenentzündung vermutet, werden bestimmte (Auto-)Antikörper bestimmt.
TPO-AK (Antikörper gegen Thyreoperoxidase)
Der TPO-AK ist gegen das Enzym Schilddrüsenperoxidase gerichtet. Dieses spezielle Enzym wird für die Bildung von Schilddrüsenhormonen benötigt. Erhöhte TPO-AK-Antikörperwerte können ein Hinweis auf Morbus Basedow, Hashimoto- oder postpartale Thyreoiditis sein. Allerdings sind sie auch im Blut von Menschen ohne Schilddrüsenerkrankung vorhanden.
TG-AK (Antikörper gegen Thyreoglobulin)
Thyreoglobulin ist ein Speicherprotein für Schilddrüsenhormone. Antikörper gegen Thyreoglobulin lassen sich bei der Hashimoto-Thyreoiditis, anderen Formen der Schilddrüsenentzündung, Morbus Basedow, Schilddrüsenkrebs sowie bei fünf Prozent der Menschen ohne Schilddrüsenerkrankung im Blut nachweisen.
TRAK (Antikörper gegen TSH-Rezeptoren)
Diese Antikörper binden auf den Schilddrüsenzellen an den Andockstellen, die eigentlich für das TSH vorgesehen sind. TRAK haben ähnliche Effekte wie das TSH: sie regen die Schilddrüse zur verstärkten Bildung von T3 und T4 an. Vor allem bei der autoimmunbedingten Schilddrüsenentzündung Morbus Basedow können TRAK im Blut nachgewiesen werden.
Sind die Schilddrüsenhormonwerte im Blut zu hoch oder zu niedrig, ist das häufig ein Indiz dafür, dass die Schilddrüse oder der hormonelle Regelkreis nicht richtig funktioniert. Doch welche Schilddrüsenwerte sind normal?
Die Blutuntersuchung liefert wichtige Informationen für die Diagnose einer Schilddrüsenfunktionsstörung oder zur Kontrolle einer Schilddrüsentherapie. Zwar gibt es festgelegte Normbereiche für Schilddrüsenwerte, doch wissen wir, dass die Werte der Schilddrüsenhormone schwanken können. Werte, die für den einen normal sind, können bei anderen Menschen auf eine Funktionsstörung hindeuten. Selbst im Laufe des Lebens können Normwerte sehr unterschiedlich sein. Denn Alter, Geschlecht, Schwangerschaft, aber auch Ernährung, Stress, die Einnahme von Medikamenten oder die Tageszeit beeinflussen die Schilddrüsenhormone. Daher sind die Normbereiche immer nur Richtwerte. Schilddrüsenwerte, die außerhalb des Normbereichs liegen, können nur im Zusammenhang mit anderen Untersuchungsergebnissen eindeutig bewertet werden. Welche weiteren Untersuchungen durchgeführt werden, können Sie bei der Frage "Abweichende Schilddrüsenwerte: Ab wann liegt eine Schilddrüsenerkrankung vor" nachlesen.
Bei einer ersten Schilddrüsenuntersuchung wird immer der TSH-Wert im Blut bestimmt. TSH steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon und steuert die Funktion der Schilddrüse. Bei einem zu hohen oder zu niedrigen Wert für das TSH wird der Arzt die Konzentrationen der beiden Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) messen. Wichtig: T3 und T4 sind zum größten Teil an Eiweiße gebunden. Lediglich ein kleiner Teil der Schilddrüsenhormone liegt ungebunden, also frei im Blut, vor. Nur die freien Schilddrüsenhormone können ihre Effekte auf verschiedenste Bereiche des Körpers ausüben. Daher wird die freie und aktive Form der Schilddrüsenhormone (fT3, fT4) bei einer Schilddrüsenuntersuchung bestimmt. Das "f" vor T3 und T4 bedeutet „frei“.
Tab. 2: Normwerte der Schilddrüse beim gesunden Erwachsenen1
T3 | gesamt: | 0,78 - 1,82 ng/ml |
frei: | 2,5 - 4,4 ng/l | |
T4 | gesamt: | 5,6 - 12,3 µg/dl |
frei: | 0,99 - 1,62 ng/dl | |
TSH | 0,4 - 4,2 mU/l |
dl: Deziliter; l: Liter; ml: Milliliter; mU: Milli-Units; ng: Nanogramm; μg: Mikrogramm; U: Units
Um auszuschließen, dass eine Autoimmunerkrankung vorliegt, also das körpereigene Immunsystem die eigene Schilddrüse mit sogenannten Autoantikörpern angreift, wird das Blut außerdem auf Schilddrüsen-Antikörper untersucht. Diese greifen körpereigenes Schilddrüsengewebe sowie Enzyme und Hormone der Schilddrüse an. Die häufigsten Autoimmunerkrankungen, die sich gegen die Schilddrüse richten, sind die Hashimoto-Thyreoiditis und der Morbus Basedow.
Tab. 3: Referenzbereiche der Schilddrüsen-Antikörper2
Antikörper gegen Thyreoperoxidase (TPO-AK, Anti-TPO) | < 80 U/ml |
Antikörper gegen Thyreoglobulin (TAK, Anti-TG) | Frauen: < 100 U/ml Männer: < 60 U/ml |
Antikörper gegen TSH-Rezeptor (TRAK, Anti-TSH-R) | < 9 U/l |
l: Liter; ml: Milliliter; U: Units
Die Messmethoden variieren von Labor zu Labor. Daraus ergeben sich unterschiedliche Angaben zu Referenzbereichen, die jeweils zu beachten sind.
Üblicherweise bestimmt der Arzt zur ersten Orientierung den sogenannten TSH-Wert. Als „normal“ gilt ein TSH-Wert, der sich im Normbereich von 0,4 bis 4,2 Milli-Units pro Liter bewegt. Ist der Spiegel des TSH erhöht, kann eine Schilddrüsenunterfunktion die Ursache sein. Ist der Wert des TSH erniedrigt, kann das auf eine Überfunktion der Schilddrüse hindeuten. Um eine genaue Diagnose stellen zu können, müssen neben dem TSH-Wert die Mengen der freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 im Blut ermittelt werden.
Der Normwert für freies Trijodthyronin (fT3) liegt bei 2,5 - 4,4 ng/dl (Nanogramm pro Deziliter), der für freies Thyroxin (fT4) bei 0,99 - 1,62 ng/dl. Sind die Werte von fT3 und fT4 bzw. T4 und T3 erhöht, kann das auf eine Überfunktion (Hyperthyreose) der Schilddrüse hindeuten. Eine Unterfunktion (Hypothyreose) liegt dagegen meist vor, wenn die beiden Werte erniedrigt sind.
Je nach Lebenssituation können die Werte für die Schilddrüsenhormone T3 und T4 aber auch variieren: Bei jüngeren Frauen sind die Schilddrüsenhormone in vielen Fällen erhöht, wohingegen bei Männern und Frauen im höheren Alter die Werte zu niedrig liegen.
So verändern sich die Schilddrüsenwerte mit dem Alter
Säuglinge, Kleinkinder, Jugendliche
Bei Neugeborenen sind sowohl die TSH- als auch die T4-Werte hoch. Mit zunehmendem Lebensalter sinken die Werte. Mit 18 Jahren haben sich die Schilddrüsenwerte auf den Referenzbereich von Erwachsenen eingepegelt. Der T3-Spiegel steigt im Laufe des ersten Lebensjahrs und sinkt dann nach und nach.3
Erwachsene
Ein gesunder TSH-Wert liegt bei Erwachsenen bei ca. 1,5 mU/l. Das zeigen Messwerte aus Studien mit mehr als 10.000 Menschen ohne Schilddrüsenerkrankung. Bei Frauen liegt der Wert etwas höher als bei Männern. Etwa zehn Prozent der Erwachsenen unter 30 Jahren haben einen Wert für das TSH, der über 2,5 mU/l liegt.4
Schwangerschaft
Während einer Schwangerschaft verändern sich die Schilddrüsenwerte. So sinkt der TSH-Wert im Verlauf der Schwangerschaft, vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel. Auch die Werte für die Schilddrüsenhormone T3 und T4 verändern sich. Es gelten andere Referenzbereiche im Vergleich zu Nichtschwangeren.5
Menschen 70+
Im Alter steigt der TSH-Wert. So liegen bei etwa 40 Prozent der über 80-Jährigen die Werte für das TSH über 2,5 mU/l, bei etwa zehn Prozent sogar über 4,5 mU/l.6 Demzufolge sollten die Referenzwerte im Alter angepasst werden. Es gibt auch Empfehlungen, den oberen TSH-Grenzwert bei älteren Menschen höher anzusetzen.7
Schilddrüsen-Antikörper
Eine Störung des empfindlichen Steuerungssystems der Schilddrüse kann auch durch eine Autoimmunerkrankung verursacht werden. In diesem Fall werden vom Körper Antikörper gebildet, die das Gewebe sowie einzelne Bestandteile des Schilddrüsensystems angreifen. Daher werden im Bluttest auch die Werte von Antikörpern ermittelt.
Im Rahmen einer gegen die Schilddrüse gerichtete Autoimmunerkrankung der Schilddrüse können folgende Antikörper vorhanden sein:
- der Thyroperoxidase Antikörper TPO-AK
- der Thyreoglobulin Antikörper TAK/TG-AK
- der TSH-Rezeptor Antikörper TRAK
Die Bestimmung der Antikörperspiegel im Serum gibt Hinweise auf die Art der Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung sowie das Ausmaß der Erkrankung. Sind die Spiegel der Autoantikörper TPO-AK und TAK erhöht, ist die Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis wahrscheinlich. Bei dieser entzündlichen Schildrüsenerkrankung dringen weiße Blutkörperchen, die Lymphozyten, in die Schilddrüse ein und verursachen eine Gewebezerstörung. Nach einer anfänglichen Überfunktion kommt es wegen des zerstörten Schilddrüsengewebes zu einer chronischen Unterfunktion der Schilddrüse, der Hashimoto-Thyreoiditis-induzierten Hypothyreose. Die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis gilt als häufigster Auslöser einer Schilddrüsenunterfunktion. Typische Symptome sind unter anderem starke Müdigkeit, depressive Verstimmung, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Kälteempfindlichkeit und Gewichtszunahme.
Sind die TRAK-Werte im Serum besonders erhöht, so kann dies ein Hinweis auf die Schilddrüsenautoimmunkrankheit Morbus Basedow sein. Diese Antikörper steigern die Bildung der Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) in der Schilddrüse. In Folge werden zu große Mengen Schilddrüsenhormone ausgeschüttet. Im Rahmen der autoimmunen Erkrankung Morbus Basedow tritt daher eine ausgeprägte Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) auf. Typisches Symptom dieser Schilddrüsenerkrankung ist das Hervortreten der Augäpfel. Der Fachbegriff für dieses häufige Symptom bei Patienten mit Morbus Basedow lautet „Exophthalmus“. Weitere Symptome können u. a. Unruhe, Nervosität, Gewichtsverlust trotz Heißhunger und ein erhöhter Herzschlag sein.
Auch wenn die Schilddrüsenwerte vom Normbereich abweichen, ist dies allein noch kein eindeutiger Hinweis auf eine Schilddrüsenerkrankung. Erfahren Sie, welche weiteren Untersuchungen erforderlich sind, um eine Aussage über die Schilddrüsengesundheit treffen zu können.
Wie erfolgt die Diagnose?
Wichtig zur Bewertung der Schilddrüsengesundheit ist die sogenannte Anamnese. Dabei stellt Ihnen der Arzt z. B. folgende Fragen, um Ihren Gesundheitsstatus beurteilen zu können:
- Welche Krankheiten haben Sie aktuell bzw. hatten Sie in der Vergangenheit?
- Sind Sie familiär vorbelastet? Haben bzw. hatten Verwandte von Ihnen Schilddrüsenerkrankungen?
- Wie ist Ihre aktuelle Lebenssituation? Sind Sie z. B. häufig gestresst?
Des Weiteren gehört eine körperliche Untersuchung, die Inspektion und das Abtasten des Organs, zu einer ausführlichen Schilddrüsendiagnose. Dabei können z. B. Rückschlüsse über die Lage, Symmetrie und Druckempfindlichkeit gezogen werden. Je nach Fragestellung wird Ihr Arzt auch bildgebende Verfahren (Ultraschalluntersuchung, Sonografie) unterstützend anwenden. Bei einer Szintigrafie werden radioaktiv markierte Substanzen verabreicht, die sich in der Schilddrüse anreichern und in einem Szintigramm sichtbar gemacht werden können. Dieses bildgebende Verfahren liefert Erkenntnisse über die Morphologie der Schilddrüse, d. h. es können Aussagen zur Größe und Struktur des Organs getroffen werden und ob Knoten vorhanden sind. Zudem ermöglicht die Szintigrafie Angaben zur Funktion der Schilddrüse, ob eine Unter-, Normal- oder Überfunktion vorliegt.
Ob die Schilddrüse gesund oder krank ist, kann also nur bewertet werden, wenn eine umfassende Diagnose vorliegt. Diese beinhaltet die Ergebnisse von Blutuntersuchungen, einem Anamnesegespräch und sorgfältiger körperlicher Untersuchung, die gegebenenfalls durch Ultraschall- und Szintigrafieuntersuchungen ergänzt werden.
Schwankungen der Blutwerte
Laborwerte sind also in der Regel nur ein Teil einer Schilddrüsenuntersuchung. Mithilfe der Blutuntersuchung lässt sich bestimmen, wie viele Hormone die Schilddrüse bildet. Diese Werte geben Hinweise auf die Schilddrüsenfunktion. Die wichtigsten Schilddrüsenblutwerte sind das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) und die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4). Je nach Fragestellung werden weitere Laborwerte untersucht, die für die Beurteilung einer Schilddrüsenerkrankung wichtig sind. Dazu gehört die Bestimmung von speziellen Antikörpern, die sich gegen das Schilddrüsengewebe, die Schilddrüsenhormone oder -enzyme richten. Schilddrüsenenzyme wie die Thyreoperoxidase (TPO) sind Einweiße, die an der Bildung von Schilddrüsenhormonen beteiligt sind. Dabei wirken die Enzyme wie Katalysatoren, d. h. sie unterstützen bei der Umwandlung von Substanzen in Folgeprodukte. Enzyme sind speziell auf bestimmte Substanzen gerichtet und werden bei der Umsetzung selbst nicht verändert.
Ein abweichender TSH-Wert kann verschiedene Ursachen haben
Bei einer Schilddrüsenuntersuchung wird neben dem Anamnesegespräch und der körperlichen Untersuchung der TSH-Wert bestimmt. Befindet sich der gemessene TSH-Wert innerhalb eines bestimmten Bereichs, dem sogennanten Referenzbereich (auch als Normbereich bezeichnet), und gibt es aus dem Anamnesegespräch sowie der körperlichen Untersuchung keine Hinweise auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass eine Funktionsstörung der Schilddrüse vorliegt.
Aber auch, wenn der TSH-Wert vom Normbereich abweicht, muss dies nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine Schilddrüsenerkrankung sein. Denn der TSH-Wert unterliegt Schwankungen. So kann der Wert je nach Tages- oder Jahreszeit variieren. Zudem werden die TSH-Spiegel von Alter und Geschlecht beeinflusst. Weicht der TSH-Wert vom Normbereich ab, sollte die Messung sechs bis zwölf Wochen später wiederholt werden.
Der Normbereich im Serum für das TSH hat bei Erwachsenen eine Untergrenze von etwa 0,40 mU/l und eine Obergrenze von etwa 4,2 mU/l.1 Allerdings variiert dieser Referenzbereich je nach Alter. So kann der TSH-Spiegel bei Kindern und Jugendlichen durchaus höher liegen.8
Was kann die Testergebnisse der TSH-Werte abweichen lassen?
- Zeitpunkt der Untersuchung: Die Hormonbildung der Schilddrüse unterliegt einem sogenannten zirkadianen Rhythmus, d. h. die TSH-Bildung verläuft zyklisch und ändert sich im Tagesverlauf. Vor allem nachts wird TSH gebildet. Für die Vergleichbarkeit der Werte sind Untersuchungen zur gleichen Tageszeit vorteilhaft. Bei Menschen, die in Schichtarbeit tätig sind, kann der TSH-Wert bei Messung kurz nach einer Nachtschicht erhöht sein. Dies muss kein Hinweis auf eine Schilddrüsenerkrankung sein. Schichtarbeiter sollten ihre TSH-Werte daher nicht direkt am Morgen nach Nachtschichten bestimmen lassen, sondern einen größeren zeitlichen Abstand – im besten Fall nach mehreren Tagen mit Schlafmöglichkeiten während der Nacht – bestimmen lassen. Weiterhin wurde festgestellt, dass sich der TSH-Spiegel im Laufe der Jahreszeiten ändert.
- Medikamente können den TSH-Wert beeinflussen. So senken z. B. blutverdünnende Wirkstoffe wie Heparin oder starke Schmerzmittel wie Morphin den TSH-Spiegel, wohingegen Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen wie Carbamazepin oder Lithium den TSH-Wert steigern können. Informieren Sie daher Ihren behandelnden Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen.
- Untersuchungsmethode: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den TSH-Wert zu bestimmen. Den Laboren stehen unterschiedliche TSH-Tests zur Verfügung, die sich hinsichtlich ihrer Sensitivität auf das TSH unterscheiden können.
Messung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 bzw. fT3 und fT4
Neben dem TSH-Spiegel sollten auch die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4 bzw. fT3 und fT4 überprüft werden. Wie auch beim TSH können diese Schilddrüsenhormonwerte schwanken.
Was kann die Testergebnisse der Werte für T3 und T4 bzw. fT3 und fT4 abweichen lassen?
- Ernährung: Während Fastenkuren wird weniger T4 in T3 umgewandelt. In Folge kann der fT3- bzw. T3-Gehalt im Körper sinken. Hungern beeinflusst das Hormonsystem bereits auf zentraler Ebene in der Hormonsteuerzentrale des Gehirns. In der Schaltstelle im Zwischenhirn - im Hypothalamus - wird weniger Thyreotropin freisetzendes Hormon (TRH) gebildet und die Schilddrüsenhormonbildung gedrosselt. Bereits nach zwölf Stunden Nahrungsentzug wird die Bildung von Schilddrüsenhormonen heruntergefahren. Übergewicht hingegen kann die Bildung von T3 aus T4 steigern und somit zu einer Erhöhung der Werte für das fT3 bzw. T3 führen. Denn Fettzellen enthalten das Fetthormon Leptin, dass die Schilddrüsenhormonbildung ankurbelt, indem es die Freisetzung von TRH aus dem Hypothalamus anregt.
- Medikamente, die Östrogene enthalten (z. B. die Antibabypille) können T3- und T4-Werte erhöhen, wohingegen Medikamente mit Kortikosteroiden wie Cortison, die z. B. zur Entzündungshemmung eingesetzt werden, die Werte für T3 und T4 senken können. Informieren Sie daher Ihren behandelnden Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen.
- Stress beeinflusst die Schilddrüse ebenfalls stark. Dann wird vermehrt das Stresshormon Cortisol von den Nebennieren ausgeschüttet, das die Umwandlung von T4 in T3 hemmt. Folglich sind die Werte für fT3 bzw. T3 reduziert.
- Sport: Auch Leistungssport kann die Schilddrüsenwerte beeinflussen. Erfolgt die Messung innerhalb der Regenerationsphase, können die Ergebnisse verfälscht sein. Die Messung sollte daher mit zeitlichem Abstand zur sportlichen Aktivität erfolgen. Wie lang der Abstand sein sollte, ist abhängig vom Leistungsstand des Sportlers und von der Dauer der individuellen Regenerationsphase.
Schilddrüsenerkrankungen: Nicht immer ist die Schilddrüse die Ursache
Weichen die Schilddrüsenwerte unter Berücksichtigung der möglichen Schwankungen dennoch vom Normbereich ab, kann dies ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Gibt es lediglich beim TSH-Wert Abweichungen, während die fT3- und fT4-Werte noch im Normbereich liegen, kann dies ein Hinweis auf eine beginnende Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder -überfunktion (Hyperthyreose) sein. Diese milden Formen werden in der Fachsprache als latente Über- oder Unterfunktion bezeichnet. Aus ihnen können sich jedoch Funktionsstörungen mit deutlichen Symptomen und messbaren Veränderungen der fT3- und fT4-Werte entwickeln, sogenannte manifeste Formen.
Daher ist es wichtig, bereits latente Schilddrüsenunterfunktionen oder -überfunktionen zu erkennen, zu beobachten und gegebenenfalls zu behandeln.
Liegen die fT3- und fT4-Werte außerhalb des Normbereiches, ist dies ein Hinweis auf eine Erkrankung, wobei nicht zwangsläufig die Schilddrüse betroffen sein muss. Sind die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4 zu niedrig, bildet die Schilddrüse zu wenige Hormone. Dann liegt eine Unterfunktion vor. Bei der primären Form der Hypothyreose wird die Funktionsstörung durch die Schilddrüse selbst verursacht. Eine mangelnde Hormonproduktion kann sich aufgrund von anhaltendem Jodmangel ausbilden. Auch die entzündliche Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, Schilddrüsenkrebs oder die Behandlung mit Medikamenten, die die Schilddrüsenfunktion hemmen (sogenannte Thyreostatika - sie werden zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt), können eine primäre Unterfunktion verursachen.
Doch nicht immer ist die Schilddrüse selbst dafür verantwortlich. In einigen Fällen ist eine Schilddrüsenunterfunktion bzw. -überfunktion auch auf eine Störung in übergeordneten Steuerzentren der Schilddrüse im Gehirn zurückzuführen. Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) oder eines speziellen Abschnitts des Zwischenhirns (Hypothalamus) können ebenfalls veränderte Schilddrüsenwerte verursachen.
So kann bei einer sekundären oder tertiären Hypothyreose, bei der sowohl der Wert für das TSH als auch die T3- und T4-Spiegel zu niedrig sind, durch Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) oder eines speziellen Abschnitts des Zwischenhirns (Hypothalamus) verursacht werden.
Bei einer manifesten Schilddrüsenüberfunktion ist der TSH-Wert niedrig und die die T3- und T4-Werte sind erhöht. Ursachen einer primären Überfunktion können in der Schilddrüse selbst zu finden sein. Die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow oder eine sogenannte Autonomie können eine primäre Hyperthyreose verursachen. Bei einer Autonomie gibt es innerhalb der Schilddrüse einen Bereich bzw. Bereiche, die nicht dem Regelkreis unterliegen. In diesen Schilddrüsenteilen werden ohne zentrale Steuerung durch Hypothalamus und Hypophyse »autonom« vermehrt Hormone gebildet. Weitere mögliche Ursachen einer primären Überfunktion können Entzündungen oder bösartige Veränderungen der Schilddrüse sowie die Aufnahme von hohen Dosen Jod sein.
Bei einer sekundären oder tertiären Hyperthyreose können Störungen in der Hypophyse oder im Hypothalamus ursächlich sein.
Bestimmung spezieller Antikörper bei Verdacht auf Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
Auch eine Autoimmunerkrankung kann die Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion sein. Mittels Blutuntersuchung können spezielle Antikörper, die sich gegen das Schilddrüsengewebe, die Schilddrüsenhormone oder -enzyme richten, bestimmt werden. So können bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, die zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt, im Blut Antikörper gegen die thyreoidale Peroxidase (TPO-AK) und Antikörper gegen Thyreoglobulin (TG-AK) festgestellt werden. Bei einigen Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis werden anfangs keine erhöhten Antikörper im Blut gemessen. Mithilfe von bildgebenden Verfahren kann die Autoimmunerkrankung diagnostiziert werden.
Bei der Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die zu einer Überfunktion der Schilddrüse führt, sind folgende Autoantikörper erhöht messbar: TSH-Rezeptorantikörper (abgekürzt: TRAK) sowie häufig auch TPO-und TG-Antikörper.
Werden Schilddrüsenantikörper im Blut nachgewiesen, bedeutet das nicht unbedingt, dass eine Autoimmunerkrankung vorliegt. Auch bei einigen Menschen mit einer gesunden Schilddrüse können solche Antikörper gemessen werden. So ist der TPO-Antikörper auch bei fünf Prozent der Menschen ohne Schilddrüsenfunktionsstörung vorhanden.
Eindeutige Aussagen zu Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse können lediglich nach einer vollständigen Diagnose, einschließlich Anamnese, körperlicher Untersuchung, Blutuntersuchung und Bildgebung getroffen werden.
Die Schilddrüse ist während der Schwangerschaft besonders gefordert, denn sie muss sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind versorgen. Haben werdende Mütter zudem eine Funktionsstörung der Schilddrüse, so muss diese entsprechend therapiert werden, damit sich das ungeborene Kind gesund entwickeln kann. Welche Schilddrüsenwerte können im Rahmen der Vorsorge bestimmt werden? Wie unterscheiden sich die Werte von Nichtschwangeren?
Während der Schwangerschaft passt sich die Schilddrüse den hormonellen Veränderungen an. Sie vergrößert sich und erhöht die Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Durch die erhöhte Menge der Schwangerschaftshormone Östrogen und Humanes Choriongonadotropin (HCG) verändern sich auch die Schilddrüsenhormonwerte. Diese umfassen das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH sowie die Schilddrüsenhormone T3 und T4. Solche Veränderungen in der Schwangerschaft sind ganz normal und wichtig für den Embryo, da Schilddrüsenhormone den Stoffwechsel ankurbeln und für eine gute körperliche und geistige Entwicklung des Kindes sorgen.
Der TSH-Wert sinkt im Verlauf der Schwangerschaft, vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel. Dann kann der Wert bis zu 50 Prozent unter dem Wert einer Nichtschwangeren liegen.5 Der Wert des freien Schilddrüsenhormons T4 (fT4) hingegen steigt zunächst und fällt dann wieder ab. Der Grund: Zu Beginn der Schwangerschaft versorgt die Mutter den Fötus mit fT4. Erst ab der 13. Schwangerschaftswoche beginnt die Schilddrüse des ungeborenen Kindes mit der eigenen Schilddrüsenhormonproduktion. Bei werdenden Müttern nimmt daher die Produktion an freiem T4 zu und sinkt ab der 9. Schwangerschaftswoche.5
Durch die erhöhte Aktivität der Schilddrüse steigt auch der Jodbedarf der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit auf 230-260 μg pro Tag.9 Denn die Schilddrüse benötigt für die Hormonproduktion Jod. Den Mehrbedarf können Schwangere über die Nahrung kaum decken. Deshalb gehören heute jodhaltige Präparate zu einer normalen Schwangerschaftsvorsorge.
Schilddrüsenfunktionsstörungen während der Schwangerschaft
Neben den normalen physiologischen Veränderungen der Schilddrüsenwerte in der Schwangerschaft können Werte für TSH und freie Schilddrüsenhormone (freies T3 (fT3) und freies T4 (fT4)), die außerhalb des Normbereiches liegen, auch ein Hinweis auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung sein. Solche Unter- oder Überfunktionen treten bei bis zu 15 Prozent aller Frauen in der Schwangerschaft auf. Nur ein geringer Anteil der Schwangeren ist von manifesten Funktionsstörungen betroffen, d.h. neben dem veränderten TSH-Wert sind auch die Werte für die freien Schilddrüsenhormone außerhalb des Normbereichs. Dabei handelt es sich bei 0,4 Prozent um eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und bei 0,1 bis 0,4 Prozent um eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).10 Eine unentdeckte Schilddrüsenerkrankung der Mutter gefährdet nicht nur die Entwicklung des ungeborenen Kindes. Darüber hinaus sind frühzeitige Wehen oder eine Fehlgeburt mögliche Folgen. Daher ist es wichtig, normale physiologische Veränderungen in der Schwangerschaft von einer krankhaften Veränderung der Schilddrüsenfunktion abzugrenzen und frühzeitig zu behandeln.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone. Einige Frauen haben bereits seit Längerem eine Schilddrüsenunterfunktion, wissen jedoch nichts davon. Bei ihnen kann die Hypothyreose im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge diagnostiziert werden. Es ist aber auch möglich, dass sich eine Funktionsstörung der Schilddrüse im Laufe der ersten Schwangerschaftsmonate entwickelt. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann sich ausbilden, wenn mit der Nahrung zu wenig Jod aufgenommen wird. Entwickelt sich eine Hypothyreose trotz ausreichender Aufnahme von Jod, dann ist häufig eine Hashimoto-Thyreoiditis die Ursache. Bei dieser Autoimmunerkrankung ist die Schilddrüse chronisch entzündet. Das führt zu einer verringerten Produktion von Schilddrüsenhormonen.
Nicht jede Schilddrüsenunterfunktion ist so stark ausgeprägt, dass die betroffene Person Beschwerden entwickelt. Von einer latenten Hypothyreose, ohne klinische Symptome sind etwa drei bis zehn Prozent aller Schwangeren betroffen.10 Dann liegen die fT4-Werte im Normbereich, aber die TSH-Werte sind erhöht. Droht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen, versucht der Körper der Frau gegenzusteuern, und zwar indem er in der Hirnanhangsdrüse vermehrt das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH bildet. Kann der angestiegene TSH-Spiegel den drohenden Schilddrüsenhormonmangel kompensieren, sind die gemessenen Werte für T3 und T4 sowie die entsprechenden freien Formen noch nicht auffällig. Die latente Schilddrüsenunterfunktion ist wesentlich häufiger als die manifeste Form, bei der der fT4-Wert unter dem Normbereich liegt.
Eine manifeste Hypothyreose ist dringend behandlungsbedürftig, da andernfalls Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Kind drohen. Um den Hormonmangel auszugleichen, müssen Patienten ein synthetisch hergestelltes Hormon einnehmen. Dessen Wirkung entspricht dem natürlich von der Schilddrüse produzierten Thyroxin (T4) und ist für das Kind unbedenklich. Hat eine Frau bereits zuvor Schilddrüsenhormone wegen einer Unterfunktion eingenommen, kann sich die benötigte Dosis im Laufe der Schwangerschaft erhöhen.
Hat eine Schwangere erhöhte TSH-Werte, sollte alle vier Wochen eine Kontrolle der Schilddrüsenwerte erfolgen.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse eine zu große Menge an Hormonen. Häufigste Ursache dieser Überproduktion ist der Morbus Basedow. Bei dieser Autoimmunerkrankung regen Antikörper die Schilddrüse zur vermehrten Bildung von Hormonen an. Bei einem Überschuss an Schilddrüsenhormonen (T3 und T4) können verstärkte Schweißbildung, schneller Herzschlag, Schlaflosigkeit, Unruhe, Nervosität sowie Konzentrationsstörungen auftreten.
In der Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion werden vor allem Thyreostatika eingesetzt. Das sind Medikamente, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen verringern.
Bedingt durch die hormonelle Umstellung nach der Entbindung kann es zu einer sogenannten „Wochenbett-Schilddrüsenentzündung“ kommen. Von dieser ist fast jede zwölfte Mutter betroffen. Diese Form der Schilddrüsenentzündung kann wenige Wochen nach der Geburt auftreten und zu anhaltender Erschöpfung sowie depressiven Verstimmung bei den betroffenen Frauen führen. Obwohl die Postpartum-Thyreoiditis relativ häufig auftritt, wird sie in vielen Fällen nicht diagnostiziert. Die Postpartum-Thyreoiditis bildet sich in der Regel wieder zurück, ohne Langzeitfolgen zu verursachen.
Der Bedarf an Jod ist während der Schwangerschaft erhöht. Wird dieser gestiegene Bedarf von der Schwangeren nicht durch die Ernährung und/oder jodhaltige Präparate gedeckt, kann nicht nur die Entwicklung des Ungeborenen sondern auch die Gesundheit der Mutter gefährdet sein. So entwickeln circa 50 bis 70 Prozent aller Frauen mit einem Joddefizit in den letzten zwölf Schwangerschaftswochen einen Kropf, eine sogenannte Struma. Denn wird die Schilddrüse nicht ausreichend mit Jod versorgt, kann sie nicht mehr ausreichend Hormone produzieren. Über eine Gewebevergrößerung versucht das Organ, den Jodmangel zu kompensieren. Das Schilddrüsengewebe vermehrt sich langsam und es kommt zur Ausbildung eines Kropfes.
Der Entstehung einer solchen Struma kann durch jodhaltige Präparate in Kombination mit niedrig dosierten Schilddrüsenhormonen vorgebeugt werden. Die medikamentöse Therapie verhindert eine weitere Gewebezunahme der Schilddrüse. Die Vorbeugung eines Kropfes mit Jod und Schilddrüsenhormonen ist unschädlich für das Ungeborene.
Wichtig: Jod-Versorgung
Um einem Mangel an dem essenziellen Spurenelement vorzubeugen, sollten sich Schwangere und Stillende jodreich ernähren. Der erhöhte Bedarf kann zusätzlich durch jodhaltige Präparate gedeckt werden. Es wird eine Nahrungsergänzung mit täglich 150 bis 200 Mikrogramm Jod empfohlen.10 Auch bei der Autoimmunerkrankung der Schilddrüse Hashimoto-Thyreoiditis sollte zusätzlich Jod eingenommen werden. Eine Jodsupplementierung in der Schwangerschaft ist bei Hashimoto-Patientinnen unbedenklich. Leiden die Frauen an der Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen kann, sollten sie vor Anwendung jodhaltiger Präparate in der Schwangerschaft unbedingt Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt halten.
Vor allem in den Wechseljahren steigt das Risiko für einer Störung der Schilddrüsenfunktion. Die Symptome einer Unter- oder Überfunktion lassen sich leicht mit Wechseljahresbeschwerden verwechseln. Warum das so ist und wann Sie Ihre Schilddrüse untersuchen lassen sollten, erfahren Sie hier.
Funktionsstörung der Schilddrüse oder Wechseljahre?
Tab. 1 Mögliche Symptome bei Funktionsstörungen der Schilddrüse
Funktionsstörung der Schilddrüse | Unterfunktion | Überfunktion |
Medizinischer Fachbegriff | Hypothyreose | Hyperthyreose |
Mögliche Symptome |
• Müdigkeit und Erschöpfung • Haarausfall und trockene Haut • Gewichtszunahme und Schwierigkeiten, das Gewicht zu reduzieren • depressive Verstimmungen • häufiges Frieren |
• schwankende Stimmungslagen, z. T. aggressives Verhalten • Nervosität und Reizbarkeit • Schwitzen und Überempfindlichkeit auf Wärme • Herzrasen • Zyklusstörungen und Haarausfall • Schlafstörungen, Erschöpfung oder Kraftlosigkeit |
Zu den typischen Wechseljahresbeschwerden gehören u.a.:
- Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche
- Zyklusstörungen, ausbleibende Periode
- Haarausfall und trockene Haut
- Gewichtszunahme und Schwierigkeiten, das Gewicht zu reduzieren
- Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen
- Schlafstörungen, Erschöpfung oder Kraftlosigkeit
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
Die Symptome einer Schilddrüsenfunktionsstörung ähneln also stark denen der Wechseljahre. Ob es sich um Wechseljahresbeschwerden oder Schilddrüsensymptome handelt, lässt sich daher oft nur schwer unterscheiden. Zudem können sich die Symptome des hormonellen Umschwungs und der Unter- bzw. Überfunktion der Schilddrüse gegenseitig verstärken. Bei unklaren Symptomen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann mittels Blut- und Ultraschalluntersuchungen den Hormonstatus und die Schilddrüsengesundheit beurteilen.
Schilddrüsenhormone haben vielseitige Funktionen
Die Schilddrüse produziert die Hormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Die Produktion dieser Schilddrüsenbotenstoffe wird durch das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH – von Medizinern als Thyreoidea-stimulierendes Hormon bezeichnet - gesteuert. Bei geringen Spiegeln an T3 und T4 schüttet die Hirnanhangsdrüse vermehrt TSH aus. Steigt die Konzentration an Hormonen der Schilddrüse im Blut, sinkt die TSH-Freisetzung.
Fast alle Körperzellen haben Bindungsstellen für die Hormone der Schilddrüse, sodass T3 und T4 u.a. den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, das Nervensystem und die Muskeln beeinflussen. Somit spielen diese Hormone eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden, die Sexualität oder das Wachstum von Haut und Haaren.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden zu wenig T3 und T4 produziert. Es mangelt an wichtigen Schilddrüsenbotenstoffen mit ihren vielseitigen Funktionen und es können obenstehende Symptome auftreten, die leicht mit Wechseljahresbeschwerden zu verwechseln sind (Tab. 1).
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden zu viele Schilddrüsenbotenstoffe produziert. Zwar unterscheiden sich die Symptome zu einer Unterfunktion, dennoch gibt es auch in diesem Falle viele Ähnlichkeiten zu Wechseljahresbeschwerden (Tab. 1).
Weibliche Hormone beeinflussen Schilddrüsenhormone
Die Hormone der Schilddrüse werden von weiblichen Sexualhormonen beeinflusst. Für den weiblichen Hormonhaushalt sind Östrogen und Progesteron entscheidend. Progesteron erhöht die Empfindlichkeit der Bindungsstellen an den Zellen für T3 und T4. Die vielseitigen Effekte der Schilddrüsenbotenstoffe werden so verstärkt. Weiterhin senkt das Progesteron die Menge an Proteinen, die die Schilddrüsenhormone T3 und T4 binden. Östrogen hingegen fördert die Produktion solcher Bindungseiweiße, die sich mit den Hormonen der Schilddrüse verbinden. Gebundenes T3 und T4 kann an den Bindungsstellen der Zellen keine Wirkung mehr entfalten. Östrogen reduziert demnach die Effekte der Schilddrüsenhormone.
Effekte des Hormonmangels in den Wechseljahren
In den Wechseljahren sinken die weiblichen Hormonspiegel und verursachen die typischen Symptome eines Hormonmangels. Dabei verringert sich der Spiegel des Progesterons früher und stärker im Vergleich zu dem des Östrogens. Dadurch entsteht in den Wechseljahren ein relativer Östrogenüberschuss, d. h. im Verhältnis zum Progesteron liegt zu viel Östrogen vor. Man spricht auch von einer sogenannten Östrogendominanz. Durch den Mangel an Progesteron werden die Bindungsstellen für Schilddrüsenhormone weniger empfindlich. Zur Entfaltung ihrer Effekte werden mehr T3 und T4 benötigt. Durch den relativen Östrogenüberschuss werden die Schilddrüsenhormone jedoch von den Bindungseiweißen abgefangen und weniger in den Geweben freigesetzt.
Es entsteht eine indirekte Schilddrüsenunterfunktion: Obwohl ausreichend T3 und T4 vorhanden sind, können sie ihre Wirkung nicht vollständig ausführen. Die Hirnanhangsdrüse versucht dem entgegenzuwirken und schüttet mehr TSH aus. Erhöhte TSH-Werte lassen sich dann bei einer solchen indirekten Schilddrüsenunterfunktion im Blut nachweisen.
Die Änderungen der weiblichen Hormonspiegel in den Wechseljahren haben demnach starken Einfluss auf die Schilddrüsenhormone: Eine Unterfunktion kann verstärkt werden. Bei einer Überfunktion können sich die Schilddrüsenwerte ebenfalls verändern, sodass eine Anpassung der Therapie der Schilddrüsenerkrankung erforderlich sein kann.
Die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunerkrankungen erhöht sich in den Wechseljahren
Funktionsstörungen der Schilddrüse können auch mit Autoimmunerkrankungen im Zusammenhang stehen. Der Körper greift dann körpereigenes Gewebe an und es kommt zu entzündlichen Prozessen im Schilddrüsengewebe. Eine solche Autoimmunreaktion auf die Schilddrüse findet z. B. bei der Erkrankung Morbus Basedow statt. Im Rahmen dieser Erkrankung werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert. Es liegt eine Überfunktion vor. Wohingegen sich bei der Schilddrüsenautoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis in den meisten Fällen eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt. In Phasen des hormonellen Umschwungs, wie den Wechseljahren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung oder Verschlechterung solcher Autoimmunerkrankungen.
Schilddrüsenfunktion bei Verdacht auf Wechseljahresbeschwerden überprüfen
Da Schilddrüsenfunktionsstörungen wechseljahresähnliche Beschwerden hervorrufen können und die weiblichen Sexualhormone die Schilddrüsenfunktion stark beeinflussen, ist es sinnvoll, bei Beschwerden und Verdacht auf Beginn der Wechseljahre, die Schilddrüse mituntersuchen zu lassen. Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt darauf an.
Referenzen
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- Füeßl, H.S.: TSH-Wert im Alter lieber etwas höher. MMW - Fortschritte der Medizin. 2016;18. https://www.springermedizin.de/hypothyreose/tsh-wert-im-alter-lieber-etwas-hoeher/10907470, zuletzt aufgerufen in 09/2020.
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